
Mit Sebastian Köhnert kehrte in der Saison 2018/19 ein alter Bekannter zurück zu den White Wings Hanau. Sechs Jahre stand er selbst für die Grimmstädter auf dem Feld. Inzwischen ist er für den Basketballclub als Teambetreuer tätig und somit nicht nur ein wichtiger Ansprechpartner für die Spieler, sondern auch ein Garant dafür, dass an Spieltagen alles reibungslos funktioniert. In der Saison 2020/21 trat Köhnert dann zudem auch in neuer Funktion auf: als Kommentator des Livestreams. Im Interview erzählt er, wie er die Saison erlebt hat und mit welchen Schwierigkeiten die Mannschaft mitunter hinter den Kulissen zu kämpfen hatte.
Als Teambetreuer bist du ja besonders nah dran an der Mannschaft, gleichzeitig aber auch federführend für einen problemlosen Ablauf der Spieltage zuständig. Wie viel Mehraufwand stellte die COVID-19-Pandemie für deine Arbeit dar?
Man muss da eindeutig unterscheiden zwischen der gesamten Vorarbeit, die man leisten musste und den Spieltagen an sich. Im Vorfeld der Saison gab es natürlich einiges an Mehrarbeit, darunter zum Beispiel die Erstellung eines Hygienekonzepts sowie eine grundlüche Einarbeitung in puncto Corona-Maßnahmen. Die Spieltage an sich waren weniger aufwendig, da durch die fehlenden Zuschauer weit weniger organisiert werden musste. Da fielen mit Ticket- und Getränkeverkauf sowie dem Stellen von Stühlen und soweiter viele Aufgaben weg.
Hattest du den Eindruck, dass die Spieler durch die Sonderlage in der abgelaufenen Saison andere Sorgen hatten, als dies in regulären Saisons der Fall gewesen wäre?
Ich denke, für die Spieler war es auch eine sehr spezielle Saison, gerade weil ihnen ein gewisser Ausgleich zum „tristen“ Trainings- und Spielbetrieb gefehlt hat. Gerade wenn man jung ist, möchte man sich auch mal außerhalb der Halle treffen und Dinge unternehmen. Das fiel komplett weg und hat auf Dauer bestimmt an den Nerven gezehrt. An dieser Stelle möchte ich da einmal mehr meinen Respekt an unsere gesamte Mannschaft aussprechen, die das vorbildlich mitgemacht und vorgelebt hat!
Auch für Auswärtsspiele gab es einiges zu beachten. Allen voran mussten sich sämtliche Spieler an gewisse Hygieneregelungen halten. Hast du eine Art Checkliste angefertigt, damit nicht am Ende einer der Jungs ohne Mund-Nasen-Bedeckung dasteht?
Checklisten en masse! Spaß beiseite, wir haben natürlich einige Richtlinien erarbeitet, diese zu Papier gebracht und den Spielern zukommen lassen, sodass es da keine Missverständnisse gab. Hierbei gilt ein großer Dank auch unseren 3 Praktikanten, die uns über die Saison unterstützt haben: Lars Wallocha, Max Tauber und Lukas Wegerich!
Alle Mannschaften mussten an sämtlichen Spieltagen auf einen Zuschauer-Support verzichten. Was macht das mit einem Team, gerade einem so jungen Team wie den White Wings? Bringt das eher Verunsicherungen oder wächst man da dann auch näher zusammen und gibt sich notwendige verbale Unterstützung quasi selbst?
Erst einmal sind die Fans unglaublich wichtig für den Sport allgemein und für uns speziell hier in Hanau. Als Spieler gibt es nichts Schöneres, als vor einem tosenden Publikum zu spielen. Ich kann mich da selbst noch an einige denkwürdige Spiele in der MaKi erinnern – genau da wollen wir auch wieder hin! Gleichzeitig ist es gerade für so ein junges Team wie wir es hatten manchmal auch ganz angenehm, wenn man sich nicht auch noch mit frenetischen Auswärtsfans auseinandersetzen muss. Es hatte also auch etwas positives 😊
Um zumindest eine gewisse Connection zu den Fans aufrecht zu erhalten, habt ihr eine etwas größere Social-Media-Kampagne gefahren und unter anderem regelmäßige Challenge-Videos veröffentlicht. Gab es da erst einmal ein Murren seitens der Jungs oder waren sie sofort dabei, als ihr das vorgeschlagen habt?
Nein, da gab es überhaupt kein Murren! Das haben die Jungs total gerne gemacht, und ich kann mich noch an die Drehtage erinnern, sie hatten immer ihren Spaß.
Zusätzlich habt ihr wieder einen Livestream angeboten, damit man sich die Basketball-Unterhaltung zumindest ins Wohnzimmer holen konnte. Du warst als Kommentator Spiel für Spiel live dabei. Wie war das für dich, das gesamte Spielgeschehen nicht nur zu beobachten, sondern auch verbal zu begleiten?
Anfangs war das für mich sehr ungewohnt und herausfordernd. Aber mit der Zeit und einer gewissen Routine hat es richtig Spaß gemacht. Ich hoffe, das kam auch so bei den Zuschauern rüber.
Als Partner hattest du stets Management-Mitglied und Jugendtrainer Sven Witt an deiner Seite. Ein ums andere Mal musste er dann auch mal deine Euphorie ein wenig bremsen, beispielsweise, wenn du schon von einem Sieg überzeugt warst. Es wirkte, als wärt ihr für die Aufgabe ein perfektes Team gewesen. Siehst du das auch so?
Ich denke, wir haben in der Tat sehr gut harmoniert. An dieser Stelle auch nochmal vielen Dank, dass er sich immer die Zeit extra genommen hat. Sven war stets eher der ruhigere und sachlichere Part – ich konnte mich dann doch nicht immer bremsen, wenn es heiß herging auf dem Feld. Demnach hat das aus meiner Sicht sehr gut funktioniert.
Abseits der Spieltage warst du selbstverständlich auch in Saisonphasen dabei, in denen es nicht so rund lief. Hast du den Spielern gerade zu Beginn der Saison auch ein wenig gut zureden müssen?
Ich suche immer wieder das Gespräch mit einzelnen Spielern – in Phasen, in denen es für sie nicht so super läuft, aber auch in guten Phasen. Ich sehe mich da als Bindeglied zwischen dem Team und all dem, was hinter den Kulissen so passiert. Durch meine Erfahrung als Spieler auf demselben Niveau kann ich relativ gut nachempfinden, wie es den Spielern geht und was in ihnen vor sich geht.
Am Ende war die Mannschaft geplagt von einigen Verletzungen. Hattest du, als klar war, dass Josef Eichler für den Rest der Saison ausfallen würde, damit gerechnet, dass die anderen seinen Ausfall derart gut kompensieren würden?
Nein, das habe ich nicht, auch weil wir ja teilweise schon vor der Verletzung von Josef eine ziemlich dünne Rotation auf den großen Positionen hatten und demnach dort alle Hände voll zu tun hatten. Dass wir Josefs Ausfall dann so gut kompensieren konnten, lag zum einen natürlich an den Spielern, die alle eine Schippe draufgelegt haben, wie man so schön sagt. Aber vor allem auch an den Umstellungen durch unser Trainerteam, Kamil und Maciej, die durch einige taktische Kniffe die gegnerischen Teams immer wieder vor Probleme gestellt haben und dadurch diesen weiten „Ritt“ in den Playoffs erst ermöglicht haben.
Gab es für dich einen Moment in der abgelaufenen Spielzeit, an den du dich besonders gerne erinnerst?
Es gab einige Momente, in denen ich wirklich stolz war auf unser Team und wie gut sie teilweise mit den Widrigkeiten dieser speziellen Saison umgegangen sind. Es sind zwei Momente, die bei mir herausstechen. Zum einen war da das unglaublich intensive und wegweisende Spiel kurz nach Weihnachten in Oberhaching, als unser Team ein fast schon sicher verloren geglaubtes Spiel in die Verlängerung bringen und schlussendlich den Sieg einfahren konnte. Zum anderen denke ich gerne an das Spiel in Ulm, als wir gegen den aktuellen Tabellenführer unsere beste Saisonleistung abliefern konnten und wir so viele schöne Körbe und Aktionen unserer Mannschaft bestaunen konnten – das war wirklich herausragend!
Was erwartest du für die bevorstehende neue Saison?
Es wird wieder eine spezielle Saison werden, so viel ist sicher, und wir haben noch mit einigen Unbekannten zu kämpfen. Wir wissen noch nicht, wie sich die Zuschauersituation entwickeln wird. Außerdem sind die (Nach-)Wirkungen der Pandemie in vielen Branchen zu spüren und wir sind natürlich in der Erarbeitung der neu formulierten Ziele darauf angewiesen, starke Partner an unserer Seite zu wissen! Darüber hinaus wird es natürlich auch wieder anspruchsvoll, einen starken Kader an den Start zu bringen, aber gleichzeitig den eingeschlagenen Weg der Jugendförderung nicht außer Acht zu lassen. Es gibt also viel zu tun. Aber wir sind hochmotiviert, den Basketball in Hanau weiter nach vorne zu bringen und freuen uns schon wieder sehr auf die ersten Spiele mit unseren Fans und Partnern in der Halle!
Zu guter Letzt möchte ich die Plattform hier nutzen, um all unseren Gesellschaftern und Partnern meinen persönlichen Dank auszusprechen. Zu nennen sind Sebastian (Lübeck), der es als Geschäftsführer nicht immer einfach hat, aber stets fair und transparent agiert, die TG Hanau, die wir als starken Partner in der Jugendförderung an unserer Seite wissen, die ehrenamtlichen Helfer, die trotz aller Corona-Unwegsamkeiten stets ihre Mithilfe angeboten haben, unser unermüdliches Kampfgericht, Sebastian Zeh als unser Pressesprecher, das Livestream-Team von Enlight und noch viele mehr, ohne die es keine Hanau White Wings geben würde.
Vielen Dank und auf eine weitere interessante und erfolgreiche Saison!